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Vor Chemotherapie kontrollieren: Leukozyten ("Leukos")

Leukozyten, "Blutpolizei"- das sind die weißen Blutkörperchen. Im Jargon wird abgekürzt und meist von "Leukos" geredet, manchmal genauer von "Neutrophilen". Die Leukos erfüllen entscheidende Abwehrfunktionen vor allem gegen Bakterien. Wem sie fehlen, der kann gefährdet sein.

Leukozyten - dieser Begriff ist wieder eine Zusammenfassung. Es gibt mehrere Untergruppen weißer Blutkörperchen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Funktionen: Neutrophile Granulozyten (kurz: "Neutrophile"), Eosinophile Granulozyten, Basophile Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten. Die neutrophilen Granulozyten sind als Bakterienbekämpfer am wichtigsten. Der Anteil der Neutrophilen an der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen (überall rasch zu messen) ist meistens knapp die Hälfte. Daher kann man von der Gesamtzahl der Leukozyten auf die Zahl der Neutrophilen zurückrechnen und kann gut abschätzen, wie kräftig die Abwehr ist.

Kleines Blutbild

Patienten, die Chemotherapie erhalten, müssen vor allem genug Neutrophile Granulozyten haben. Ihre Gesamtleukozytenzahl wird gemessen, indem das sogenannte "kleine Blutbild" bestimmt wird. Man schließt auf den Anteil der Neutrophilen zurück, oder man bestimmt in einer aufwändigeren Messung ("großes Blutbild" oder "Differentialblutbild" genannt) direkt ihre Menge. Mit dem Gerät der Praxis können wir jederzeit innerhalb von Minuten nach der Blutentnahme ein kleines Blutbild und damit die Zahl der Leukozyten messen. Die Bestimmung des großen Blutbildes wird im kooperierenden Labor vorgenommen. Dieses Ergebnis liegt erst abends vor.

Warum und wann wir messen

Die wichtigste Abwehrleistung gegen Bakterien wird durch Neutrophile Granulozyten gewährleistet. Besonders, wenn die Chemotherapie sie (vorübergehend) angreift, steigt die Gefährdung, eine bakterielle Infektion zu erleiden - Bronchitis, Lungenentzündung, Blasenentzündung ... bis hin zur lebensgefährlichen Sepsis. Wir müssen also die Dosierungen von Zellgiften so steuern, dass die Zahlen der Neutrophilen bzw. der Leukozyten weder zu tief noch zu lange tief sind. Einerseits funktioniert das, weil wir uns an Dosierungsstandards halten, andererseits müssen wir für jeden einzelnen Patienten individuell prüfen, ob die Blutbildung funktioniert, wie erwartet.

Wenn die Phase der Gefährdung lang sein wird, ist die Gefahr natürlich größer, als wenn in ein paar Tagen die Abwehrleistung weitgehend normal sein wird. Bei vielen Chemotherapien, die wir in immer gleichen Abständen geben, besteht eine Phase mit verminderten Zahlen weißer Blutkörperchen etwa in der Mitte zwischen den Gaben der Chemotherapie (Zyklusmitte). Dann erholt sich das Knochenmark mit seiner Blutbildung wieder. Es kann die Sicherheit erhöhen, sich zu orientieren und zu diesem Tiefstand zu prüfen. Pflicht ist aber ein anderer Messpunkt: Die Leukozytenzahl muss unmittelbar dann in Ordnung sein, wenn die Chemotherapie gegeben wird; wir wollen sicher sein, dass sich die Erholung nicht verzögert hat.

Überprüfung am Tag vor nächster Chemo

Die Therapie lässt sich also ausreichend sicher steuern, wenn man auf die Zahl der Leukos zu dem Zeitpunkt achtet, an dem die Therapie gegeben wird. Es kommt für die Entscheidung, ob eine Therapie laufen darf, nicht darauf an, genau wie niedrig die Zahl der weißen Blutkörperchen vorher zwischen den Gaben war. Wenn die Zeit mit niedrigen Leukozytenzahlen nicht zu lang ist, wird man keinerlei Rückschlüsse aus dem Tiefstwert ziehen. Das setzt allerdings voraus, dass es ist keine hochriskante Therapie (wie bei manchen Leukämien) ist, und auch, dass es in vorangegangenen Zyklen nicht zu Komplikationen gekommen ist.

Praktisch heißt das: Wir holen unsere Patienten am Tag vor oder zwei Tage vor der jeweils nächsten Therapie in die Praxis. Wir messen das "kleine Blutbild" und sehen, ob die "Leukos" ausreichen. Wir hören, ob irgendetwas gegen eine Fortsetzung der Chemotherapie spricht. Wir checken, ob die Begleittherapie stimmt - vor allem, ob Übelkeit und Erbrechen ausreichend unterdrückt wurden. Wir überprüfen die Dosis - erst dann geht die Bestellung der Infusion an die spezialisierte Apotheke raus.

Blutbild bei Fieber und "Ich fühl mich nicht"

Aber: Wenn es Ihnen zwischen den Therapien nicht gut geht, speziell, wenn Sie Fieber haben, müssen wir das hören und nötigenfalls sofort (auch nachts oder am Wochenende - dann vielleicht auch als Notfall im Krankenhaus!) die Zahl der Leukozyten bestimmen. Also brauchen wir uns meistens zwischen den Zyklen nicht zur Blutbildmessung zu treffen, solange es Ihnen gut geht.

Respekt haben wir vor einer typischen Situation, in der bei Chemotherapien (meist welchen, die im Abstand von drei Wochen gegeben werden und die ein Zelltief in der Mitte machen) es Patienten in der mittleren Woche nicht richtig gut, aber auch nicht wirklich superschlecht geht. Wo die Temperaturen leicht erhöht sind, echtes Fieber nicht hochkommt, und Symptome undeutlich bleiben. In Hamburg sagt man da manchmal "Ich fühl mich nicht". Auch dann möchten wir lieber einmal zu oft als zu spät die Blutwerte prüfen.

Leukozyten öfter messen?

Wenn es Hinweise dafür gibt, dass die Infektgefährdung überdurchschnittlich ist, manchmal auch, weil wir "auf Nummer sicher" gehen möchten, weichen wir davon ab. Wir kontrollieren dann zwischen den Chemotherapiegaben doch die Leukozytenzahlen. Dieses Vorgehen ist übrigens auch in manchen Studien vorgegeben.

 

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