Praxis am Albertinen-Krankenhaus, Hamburg +49 (0)40 - 2788 233 0 Mo-Do 09:00h - 17:00 Fr 09:00h - 13:00 und nach Vereinbarung
 
Dres. Müller-Hagen | Graefe | Winterberg | Kollegen

Über Nebenwirkungen in der Chemotherapie

Schleimhautentzündung im Mund (orale Mucositis) und Entzündung anderer Schleimhäute

Von Mucositis sprechen wir, wenn eine Entzündung von Schleimhäuten vorliegt. Besonders beeinträchtigend ist sie, wenn sie in der Schleimhaut des Mundes auftritt ("Orale Mucositis").

Es kann im Mund eine leichte Mucositis geben mit vermehrter Empfindlichkeit ohne wesentliche Einschränkungen, sie kann sich aber bis zu schweren blutenden "Löchern" mit starken Schmerzen steigern. Zum Glück kommt dies äußerst selten vor und es tritt eher bei sehr harten Therapien auf, die man nicht in der ambulanten Praxis gibt. Zu den Geschwüren kommt es, wenn gesunde Zellen der Schleimhaut durch die Chemotherapie geschädigt werden. Schleimhäute gehören zu den schnell wachsenden Geweben und das macht sie gegen bestimmte Zellgifte besonders empfindlich. Prinzipiell kann Mucositis auch andere Schleimhäute treffen: in Speisröhre, Darm, After, Blase, Harnröhre, oder Scheide.

"Kaputter Mund": Was kann man selbst tun?

Letztlich muss man warten, bis sich die Schleimhaut regeneriert. Diesen Prozess können wir bisher nicht grundsätzlich beschleunigen. Medikamente, die als "stimulierende Faktoren" gezielt Schleimhautzellen dazu bringen, schneller zu wachsen, sind nicht verfügbar - das Präparat Palifermin wurde vom Markt genommen. Um so mehr müssen die Patienten selbst die Verantwortung dafür übernehmen, dass in ihrem Mund möglichst gute Bedingungen für eine Regeneration der Schleimhaut geschaffen werden. Das betrifft die Rahmenbedingungen vor Eintritt der Mucositis (Mundhygiene, Zahngesundheit, Nikotinverzicht), die Pflege während der Mucositis (Mundspülungen) und die Bereitschaft starke Schmerzmittel zu akzeptieren, damit die Ernährung nicht leidet.

Die Prinzipien sind:

  • Nikotin und Alkohol reizen die Schleimhaut. Nikotin vermindert die Durchblutung. Das verschlechtert die Regeneration erheblich. Verzicht nützt!
  • Zahngesundheit: Besteht eine durch Zahnplaques und Parodontitis begünstigte Bereitschaft, dass aus einer geringen Mucositis eine schlimme Entzündung entsteht?
  • Verletzungen vermeiden: Keine Zahnstocher, Vorsicht mit Zahnbürste (nur weiche!)
  • Austrocknung vermeiden: viel Flüssigkeit, Speichel anregen, Schleimhaut benetzt halten, keine zu austrocknenden Spülungen (Vorsicht mit konzentriertem Salbei, Vorsicht mit Lösungen, die zu stark desinfizieren). Von guten Erfahrungen berichten Patienten mit Glandomed Lösung (rezeptfrei in der Apotheke)
  • Reizung vermeiden: stark salzahltige und saure Speisen und Getränke (viele Fruchtsäfte reizen) meiden, lange kochen, weiche Nahrung, Nahrung eher lauwarm als zu heiß essen, lange kauen. Chili siehe unten.
  • Manche desinfizierende Lösungen haben eine alkoholbasierte Desinfektion als Wirkprinzip; sie sind ziemlich scharf und trocknen die Schleimhaut aus. Das schadet anstatt zu helfen, denn die Regeneration der Schleimhaut wird behindert.
  • Mundspüllösung: Studien haben bewiesen, dass Lösungen zum Spülen, denen ein örtlich wirksames Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) zugesetzt wurde, helfen. Gerne verschreiben wir eine Kombination von Spüllösung mit örtlichem Betäubungsmittel, die der Apotheker auf Rezept herstellen kann.
  • Dran denken: Wir müssen in den Mund sehen und prüfen, ob sich der Schleimhautpilz Candida breit gemacht hat. Gut behandelbar!
  • Schmerzen behandeln: Bei stärkeren Schmerzen lieber vorübergehend Schmerzmittel, bis hin zu starken Schmerzmitteln (Morphium) anwenden, dafür aber essen können, als hungern aus Angst vor Medikamenten!
  • Fun fact: Wer es sonst scharf mag, soll gern ausprobieren, ob wirklich auf Chili verzichtet werden muss. Klingt wie ein Widerspruch, aber es gibt Berichte, dass der Wundschmerz im Mund durch diese Form der Schärfe überdeckt werden kann. Eine Studie hat das 1995 darauf zurückgeführt, dass Schmerzrezeptoren durch den Chili-Wirkstoff Capsaicin unempfindlicher werden (Berger, A. J Pain Symptom Manage 1995 Apr; 10(3):243-8). Ein aktives Behandlungsprinzip ist daraus aber nicht geworden.

Mucositis - Was nichts bringt:

Der hervorragend recherchierten S3-Leitlinie Supportive Therapie ist folgene Aufzählung entnommen. Für die genannten Substanzen, ob als Tablette oder örtlich angewendet, fehlen Beweise zum Nutzen. Sie werden nicht empfohlen. Die Leitlinie begründet das jeweils im Detail (www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/supportive-therapie/):

Allopurinol; Capsaicin; Glutamin; Honig; Kamille; Kamillosan; Kaugummi; Kefir; Methadon; Nystatin; Pentoxyfylin; Povidon-Jod; Rhodiola algida; Tetraclorodecaoxid (TCDO); Vitamin A; Vitamin E; Kombinationen von Vitaminen

Fazit zur oralen Mucositis:

Voraussetzungen optimieren. Mund spülen. Lieber vorübergehend Schmerzmittel anwenden, auch Morphium akzeptieren, aber vernünftig essen. Nicht hungern aus Angst vor Medikamenten: Gewichtsverlust ist Muskelverlust und schwächt die Abwehr.

Mucositis durch Bestrahlung oder durch kombinierte Strahlenchemotherapie

Nicht nur Chemotherapie kann Schleimhäute angreifen. Wenn Schleimhäute bestrahlt werden, kommt es zu Zelltod und zu Defekten. Diese Reaktionen können noch verstärkt werden, wenn neben der Bestrahlung eine Chemotherapie gegeben wird. Die Fachärzte für Strahlentherapie kennen sich mit diesem Problem selbstverständlich aus und sollten gegebenenfalls direkt angesprochen werden.

 

Onkologie Partner

Praxis am Albertinen-Krankenhaus

Süntelstraße 11a, Haus F
22457 Hamburg

Öffnungszeiten

Mo-Do 09:00h - 17:00
Fr 09:00h - 13:00
und nach Vereinbarung

Medizinische Fachgebiete

Offene Stellen

Logo Onkologie Partner in Hamburg

 Jobs

 

Fortbildung für Pflegende und MFA


pflege fortbildung
Hier finden Sie Informationen über unsere Pflege-Fortbildungen

Wir benutzen Cookies
Wir nutzen nur essenzielle Cookies auf unserer Website für die Speicherung der Session.