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Dres. Müller-Hagen | Graefe | Winterberg | Kollegen

Mistel

Mistelpräparate haben besonders in Deutschland erstaunliche Eigenschaften auch außerhalb des Körpers des Patienten: Sie können für manche Patienten zum Prüfstein dafür werden, ob der behandelnde Arzt ihr Vertrauen verdient oder nicht.

Datenqualität, Fakten:

Man bewegt sich im Bereich von teils sehr emotional belasteten Glaubensfragen. Das macht objektive Daten um so wichtiger.

Eine 2008 veröffentlichte Cochrane-Analyse [systematische Betrachtung von Studien - diejenige Methodik, der wir unterstellen, dass von ihr bestätigte Effekte auch wirklich existieren] fand unter 80 Studien zur Misteltherapie 22 verwertbare Untersuchungen, unter denen 13 das Überleben beurteilten – 6 Studien zeigten Hinweise auf einen positiven Effekt, die jedoch methodisch nicht hochwertig waren. 16 Studien prüften Lebensqualität oder psychologische Parameter oder den Einfluss auf Nebenwirkungen, davon hatten 14 Hinweise für einen positiven Effekt, allerdings nur 2 methodologisch höhere Qualität. Im Fazit wird geschlossen, dass die Belege dafür, dass Misteltherapie das Überleben, die Lebensqualität oder die Nebenwirkungen der antitumoralen Therapie verbessert, schwach sind. (Hronheber MA et al, Cochrane Database Syst Rev, 2008 Apr 16;(2):CD003297)

An dieser Gesamtaussage hat sich bis September 2021 nichts Grundsätzliches geändert. Die evidenzbasierte Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patienten (AWMF-Registernummer 032 / 055OL) beklagt weiterhin das Fehlen qualitativ hochwertiger Studiendaten.

Bewertung:

Die unklare Datenlage muss sich in der Bewertung spiegeln:

Dass Misteltherapie das Leben onkologischer Patienten verlängert, ist nicht bewiesen. Mit diesem Ziel zu behandeln ist nicht zu empfehlen.

Dass Misteltherapie die Lebensqualität von Krebspatienten verbessern könnte, ist immerhin möglich, auch wenn die Daten dazu ebenfalls heterogen (widersprüchlich: teils bestätigend, teils widerlegend) sind. Die Leitlinienautoren formulieren daher: "Die subkutane Gabe von Mistelgesamtextrakt kann für den therapeutischen Einsatz zur Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit soliden Tumoren erwogen werden".

Praktisch bedeutet das:

Wir wenden Mistelpräparate selbst nicht an. Wir haben aber in der Regel nichts dagegen einzuwenden, wenn unsere Patientinnen und Patienten sich Misteltherapien von anderen Behandlern geben lassen. Allerdings erwarten wir, dass Vertrauen in beide Richtungen gehen muss: wir würden gern informiert bleiben.

Nebenbei:

Mit Mistelpräparaten werden in Deutschland Millionen Euro umgesetzt. Biostatistisch gute Studien, auch randomisiert und doppelblind gegen Placebo wären durchaus machbar und finanzierbar. Die Hersteller leben aber vermutlich viel besser damit, solche Studien gar nicht erst in Gang zu bringen. Zu hoch ist das Risiko, dass hinterher die sprudelnde Einkommensquelle versiegt - falls Gefahren oder Nichtwirksamkeit herauskämen. Es ist viel schlauer, unüberprüfbar die Idee im Raum stehen zu lassen, dass irgendwie die böse chemische Pharmaindustrie Schuld hat, wenn diese Substanzen nicht voll anerkannt sind.
 

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